Datensicherung: Wie sieht es wohl im Home Office aus?

Im März 2021 war das Straßburger Rechenzentrum des französischen Cloud-Anbieters OVHCloud abgebrannt. Die Medien redeten vom Totalverslust der dort gespeicherten Daten. Aber wie so oft, wenn es um technische Themen geht, war das nur die halbe Wahrheit. Die sieht nämlich bei einem Cloud-Dienstleister so aus, wie sie in jedem Home Office aussehen ... sollte. 

Bricht in einem Rechenzentrum ein Feuer aus, ist das natürlich ein Desaster. Die Stromversorgung bricht weg. Netzwerkkabel schmoren durch. Rechner überhitzen. Festplatten verbiegen sich. Nichts geht mehr. Im Home Office ist die Situation nicht viel anders. Ein Wohnungsbrand ist zwar ein relativ seltenes Ereignis und auch Wohnhäuser brennen nicht alle Tage ab. Aber es gibt nicht ohne Grund die Verpflichtung, jedem Raum mit einem Rauchmelder auszustatten, der einen schrillen Ton von sich gibt, wenn es zu viel Rauch und damit den Verdacht eines Feuers gibt. Doch wenn es um einen Wohnungsbrand geht, sind davon nicht nur alle Möbel betroffen, sondern auch all die elektronischen Geräte, die jeder von uns besitzt und die gewissermaßen ein digitales Abbild unseres Lebens enthalten.

Ganz besonders dramatisch wird das Erwachen nach dem Brand für die zunehmende Schar der Menschen, die mittlerweile im Home Office arbeiten. Viel mehr als ein PC oder Notebook steht da nämlich nicht und wenn der ein Opfer der Flammen oder auch nur der Hitze geworden ist, geht zunächst einmal nichts mehr. Keine Tastatur. Kein Bildschirm, kein Programm. Keine Daten. Die Festplatte ist tot und der letzte große Auftrag hat sich zumindest datentechnisch in Nichts aufgelöst. 

Nun ja, einen Rechner kann man ersetzen. Das Betriebssystem und all die täglich benutzte Software lässt sich auch relativ leicht wieder herstellen. Bei einem Apple- oder Windows-Rechner wird es allerdings kompliziert, wenn die diversen Programmschlüssel nur auf Papier existierten und ebenfalls in Flammen aufgegangen sind. Bei Linux ist das normalerweise kein Thema. Spätestens nach zwei Tagen sollte daher das Home Office an irgend einem anderen Ort wieder einsatzbereit sein. Zur Not kann man ja erst mal zu Mama umziehen oder man mietet sich einen Schreibtisch im nächsten Coworking-Space. 

Die Kundendaten hat man ja - hoffentlich - parallel zum eigenen Rechner noch in der Cloud gespeichert. Und ein Backup des gesamten Systems gibt es natürlich auch. 

Doch genau da setzen die Probleme ein. Ein Cloud-Anbieter wie OVHCloud betreibt natürlich mehrere Rechenzentren. Und er hat die Daten seiner Kunden nicht nur an einem einzigen Ort liegen, sondern speichert sie gleich mehrfach und das an mehreren Standorten. Brennt daher ein Rechenzentrum - wie das in Straßburg - vollständig ab oder wird aus einem anderen Grund lahmgelegt, erlebt der Kunde zwar zunächst einen Zusammenbruch aller Systeme, deren Daten dort gespeichert sind. Aber der Ausfall wird schlimmstenfalls Stunden dauern. Danach fließen die Daten einfach auf anderen Wegen in und aus der die Cloud und die Normalität ist wiederhergestellt. 

Bei einem Freiberufler oder auch jedem temporären Home-Office-Worker sollte das nicht anders sein. 

Dafür sollten allerdings ein paar Voraussetzungen geschaffen sein und wer von zu Hause aus arbeitet, kann meine nachfolgende Checkliste durchaus als Anregung sehen:

Systemsicherung

Das gesamte System - also Software und Daten - sollte auf einem separaten Datenträger gesichert werden und das nicht nur einmal, sondern regelmäßig und am besten täglich. Dafür gibt es je nach Betriebssystem unterschiedliche Programme, die das vollautomatisch erledigen. Also: Immer eine externe Festplatte anschließen und im Hintergrund vollautomatisch für Datensicherung sorgen. 

Mehrfachspeicherung

Es gibt Leute, die verlassen sich voll auf Google One oder Dropbox und leben mit dem beruhigenden Gefühl, dass sowohl die persönlichen als auch die Kundendaten sicher sind, wenn sie regelmäßig in die Cloud gesichert werden. Vor allem dann, wenn sie eine Lösung einsetzen, die automatisch alle Veränderungen auf der lokalen Festplatte auch im Cloudspeicher vornehmen. Doch genau dieser Automatismus hat auch seine Tücken. 

Wir alle machen nämlich Fehler und manche Fehler sind so blöd, dass man von sich aus nie drauf kommen würde. Ich synchronisiere zum Beispiel alle Kundendaten automatisch in der Google Cloud. Und ich habe schon mal aus Versehen einen ganzen Ordner gelöscht, der dann natürlich auch bei Google One verschwunden war. Die Situation ließ sich zwar retten, weil Google nichts einfach vollständig löscht, sondern alle Änderungen zunächst einmal in den Papierkorb verschiebt. Aber wenn das Versehen über längere Zeit unerkannt bleibt, kann es durchaus passieren, dass die Daten zwischenzeitlich auch aus dem Papierkorb verschwunden sind. 

Deshalb nutze ich einen NAS-Speicher, in dem ich tagtäglich ein automatisches Backup aller Daten vornehmen lasse, die sich verändert haben. So etwas einzurichten ist kein Hexenwerk. Aber es sorgt für ein sehr beruhigendes Gefühl.

Cloud Computing

Außerdem habe ich mehrere Rechner im Haus. Außer dem Desktop im Office gibt es noch ein Notebook im Wohnzimmer und einen Home Cinema Server, der ja auch nichts anderes als ein PC ist. All diese Rechner arbeiten weitgehend mit derselben Software-Zusammensetzung. Und sobald man sie einschaltet, synchronisieren sie die eigenen Daten automatisch mit dem aktuellsten Stand bei Google. Ich kann also einen Artikel wie diesen im Home Office anfangen und jederzeit ins Wohnzimmer wechseln, um ihn bequem in der Couch hängend zu Ende zu bringen. Ich kann auch spät Abends ein paar Notizen auf dem Notebook, dem Tablet oder dem Handy festhalten, die dann auf allen Rechnern abrufbar sind. Das funktioniert mit allen Programmen, die ich für die Verwaltung von Wissen, Notizen, Terminen und Projekten verwende. 

Distributed Storage

Auf meinem bereits erwähnten NAS-Laufwerk liegt übrigens auch meine komplette Musik- und Filmsammlung. Auch Hörbücher finden sich dort, genauso wie die zigtausend Bilder, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben. Insgesamt sind sind da mittlerweile rund 4 Terrabyte zusammengekommen. Ein Wohnzimmerbrand würde all das vernichten, wenn, ja wenn ich mich nicht auch dagegen abgesichert hätte. Ideal wäre ja auch hier Google One gewesen. Aber Google will satte 50 Euro pro Monat für 10 Terrabyte Speicherplatz. Also habe ich mir ein USB-Festplattengehäuse gekauft und da 4 Festplatten a 2 TB reingesteckt. Dieser Speicher steht jedoch nicht hier im Haus, sondern wird von einem guten Freund für mich verwahrt. 

Von Zeit zu Zeit kopiere ich den aktuellsten Stand meines NAS auf den externen USB-Speicher und weiß, dass meiner Musik und meinen geliebten Filmen und Bildern nichts mehr passieren kann.

Meine Freundin ist übrigens Pianistin und als Musikerin hat sie ein geradezu natürliches Problem mit allem, was mit Technik zu tun hat. Ihr Notebook habe ich für sie eingerichtet, und zwar so, dass selbst sie damit klarkommt. Dass alles, was in ihrem Ordner „Dokumente“ liegt,  mit ihrem Google One Konto synchronisiert wird, weiß sie nicht. Von Datensicherung hat sie noch nie etwas gehört. Aber ich werde der ganz große Retter sein, wenn sie mal wieder etwas gelöscht hat und treuherzig behauptet, sie hätte „nichts getan“.