Noch nie gab es mehr Nachfrage nach guten Texten 

Das Internet hat einen gewaltigen Hunger nach immer neuem Content. Online-Medien gieren nach Traffic. Themenportale wollen mit Inhalt gefüllt werden. Blogs verlangen ständig nach interessanten Artikeln. Online Shops brauchen Produktbeschreibungen am laufenden Band. Und jeder, der etwas verkaufen will, stellt eine Website ins Netz, die der Zielgruppe alles darüber sagt. Die Nachfrage nach Textern ist also riesig und doch ist es schwierig, einen zu finden.

Schon seit Jahrzehnten redet man vom Informationszeitalter, doch erst jetzt stecken wir mitten drin. Früher konnten nur diejenigen kommunizieren, die in der Lage waren, viel Geld auszugeben, um Papier zu bedrucken und das dann flächendeckend zu verteilen. Hinter Büchern, Zeitungen, dem Radio und dem Fernsehen steckten daher große Verlage und die besaßen durchaus so etwas wie ein Monopol. 

Doch jetzt leben wir nicht nur im Informationszeitalter. Wir erleben auch eine Digitalisierung, die so ziemlich jeden Lebensbereich umgekrempelt hat. Können Sie sich noch an Ihr letztes Überweisungsformular erinnern, das sie zum Bankschalter bringen mussten? Oder an die letzte Kleinanzeige in der Lokalzeitung, mit der Sie Ihr Auto verkauft haben? Wissen Sie noch, was eine Straßenkarte auf Papier ist? Gehören Sie noch zu denen, die ein ganzes Regal voller schwarzer Schallplatten besitzen, die sie seit Jahren nicht mehr gehört haben? Die digital Natives von heute kennen das alles nur noch aus Filmen. Sie haben noch nie eine Video-Cassette in der Hand gehabt. Selbst die CD ist zur Rarität geworden. Von der DVD ganz zu schweigen. 

All das ist heute digital und wir alle haben ständig irgend ein Display vor Augen, um uns zu unterhalten und zu informieren - ein Handy, ein Tablet, ein Notebook oder einen Desktop PC. Damit kommunizieren wir. Wir konsumieren Bilder und Videoclips. Wir lesen Nachrichten und Bücher und hören dabei Musik. Wir surfen, suchen und recherchieren. Wir sind online und das praktisch rund um die Uhr. 

Ich bin Texter und produziere das, was man im Internet Content nennt. Zumindest, wenn es sich um Inhalt  handelt, den man lesen kann. Wobei das Interessante dabei ist, dass es meinen Beruf eigentlich gar nicht gibt. Zumindest nicht als Ausbildungsberuf. Man kann zwar Journalistik studieren, oder auch Germanistik. Aber ein Texter-Studium gibt es nicht. In Hamburg gab es zwar mal eine Texterschule, die guten Nachwuchs hervorgebracht hat. Aber es fanden sich offenbar nicht genügend Leute, die sich ein solches Privatstudium leisten konnten. Und so sind die meisten Texter Quereinsteiger, die irgendwann ihr Talent entdeckt haben und irgendwie in ihren Job hineingewachsen sind. 

Denn ein Texter ist etwas völlig anderes als ein Journalist. Von einem Journalisten erwartet man saubere Recherchen, sachliche Aufklärung und eine objektive Berichterstattung. Ein Texter ist immer subjektiv. Er schreibt keine Artikel zum Nutzen seiner Leser. Er kommuniziert Botschaften im Interesse seines Unternehmens. Seine Texte richten sich an eine eindeutig definierte Zielgruppe. Und sie verfolgen ein ganz bestimmtes Ziel: Sie dienen dazu, Interesse an einem Produkt auszulösen, Kaufwünsche zu wecken und Entscheidungen zu beeinflussen. 

Das unterscheidet den Leitartikel eines Journalisten vom PR-Artikel eines Texters. 

Ein Texter ist auch kein Schriftsteller. Er pflegt daher keinen eigenen, unverwechselbaren Schreibstil. Er schreibt so, wie die Leute denken und reden, die er mit seinen Worten erreichen will. Er wird also einen Handwerker völlig anders ansprechen, als den Entscheider in einem Industrieunternehmen. Einen Ingenieur anders als einen Konsumenten. Einen Fachmann anders als einen Laien. Man nennt das zielgruppengerechte Ansprache und es erfordert von einem Texter die Fähigkeit, sich in die Position der Menschen zu versetzen, die er erreichen will. Er muss nicht nur ihre Bedürfnisse kennen. Er muss auch lernen, so zu denken, wie sie denken. 

Dazu kommt eine ganze Reihe technischer und handwerklicher Anforderungen. Ein Texter muss wissen, dass es einen großen Unterschied macht, ob sein Text in einem Printmedium oder im Internet erscheinen soll. Inernet-Nutzer haben nämlich ein völlig anderes Leseverhalten als Zeitschriftenleser. Auch muss ein Blogartikel völlig anderen Kriterien entsprechen als die Textelemente für eine Website. Nicht zu vergessen die alles entscheidende Bedeutung von Google & Co. Ein Webtext muss nämlich nicht nur zum Format und zur Zielgruppe passen. Er muss auch SEO-gerecht sein. Das heißt, er muss so strukturiert und formuliert sein, dass er nicht nur seine Leser erreicht, sondern erst einmal von Google gefunden wird. 

Ich habe mich nie als eine Art Journalist gesehen. Ich bin zwar Autor mehrerer Bücher, aber das Schreiben von Büchern empfinde ich eher als Gegenpol zu meiner Arbeit als Texter. In einem Buch kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen. Ich kann weit ausholen, um Stimmungen herauszuarbeiten und Details zu beschreiben. Ich kann einen eigenen Schreibstil pflegen und mir Titel und Thema des Buches selbst aussuchen. Ich bin der Autor, der Urheber, der Schriftsteller. Auf dem Titel steht mein Name, denn es ist mein Werk.

Im Vergleich dazu ist Texten eher ein kreatives Handwerk. Ein Marketing-Text wird nicht einfach geschrieben. Er wird geradezu konstruiert. Für prosaische Ausschmückungen ist da kein Platz, denn der Leser will nicht unterhalten, sondern möglichst knapp und sachlich informiert werden. Daher kommt es hier vor allem auf kompakte Formulierungen an. Kein Wort ist zu viel und jeder Satz ist gezielt formuliert. Entscheidend ist, dass auch komplexe Zusammenhänge schnell verstanden werden. Wichtig ist, dass die Botschaft klar und deutlich beim Leser ankommt. Zielsetzung ist, dass der Leser zu genau der Schlussfolgerung kommt, die der Intention des Unternehmens entspricht. Das muss ich immer im Hinterkopf haben, denn unter dem Text steht der Name meines Auftraggebers und nicht meiner. 

Ein Texter kann zwar nicht alles wissen. Aber er sollte immer aus der Fülle seines Wissens schreiben können. Er sollte also vielseitig interessiert sein und ein breites Allgemeinwissen haben. Und er sollte immer bereit sein, dazuzulernen und sich in Spezialthemen einzuarbeiten. Schließlich ist er die kommunikative Brücke zwischen dem, der etwas zu sagen hat, und dem, der es verstehen soll. Dafür muss er kein Spezialist sein. Aber er muss das Thema verstanden haben und erklären können. 

Ich bin daher der Meinung, für einen Texter ist ein Marketing-Studium die beste Grundlage. Germanistik ist vielleicht hilfreich und bildet ein brauchbares Handwerkszeug, aber Journalismus liegt irgendwie daneben. Viel wichtiger sind persönliche Eigenschaften, wie Lust auf Neues und Unbekanntes, breite Allgemeinbildung und natürlich eine gute Brise Schreibtalent.