Frauen verdienen weniger und das ist überhaupt kein Problem

Frauen sind die Underdogs der Gesellschaft, kann man überall lesen. Sie haben eigentlich nur Nachteile im Leben, werden ständig unterdrückt, kriegen nur die schlecht bezahlten Jobs und werden noch dazu vom Chef angemacht. Man hat es schon so oft gehört, dass es einfach stimmen muss. Oder vielleicht doch nicht? Ich habe da zumindest meine Zweifel.

Ich fahre gerne mit dem ICE, wenn es um größere Entfernungen geht. Mehrmals im Jahr und grundsätzlich in der ersten Klasse. Da habe ich nicht nur die Bewegungsfreiheit, die meine Beine brauchen. Es ist auch wesentlich ruhiger und ich kann ungestört die Zeit zum Arbeiten nutzen. Früher, sagen wir in den 80er Jahren, befand ich mich dabei nahezu ausschließlich unter Männern. Doch die Welt hat sich geändert und das Bild hat sich gewandelt.

Kürzlich – auf dem Weg von Hamburg nach Nürnberg – habe ich eine kleine Erhebung gemacht. Nicht repräsentativ natürlich. Aber irgendwie doch typisch. Auch dieses Mal saß ich fast ausschließlich unter Geschäftsleuten. Der Großraumwaggon war voll besetzt. Gut ein Drittel waren Frauen. Die meisten waren recht jung und an ihrem Outfit konnte man sehen, dass sie nicht zum Vergnügen unterwegs waren.

Das deckt sich auch mit der Statistik. Schickte man früher fast ausschließlich den Sohn zum Studium (die Tochter würde ja ohnehin irgendwann heiraten), hören mittlerweile rund 40% der Studenten auf einen weiblichen Namen. Von einer Benachteiligung ist da also nicht viel zu spüren. Auch ich habe es mittlerweile immer häufiger mit einer Frau zu tun, wenn es um das Briefing für einen Marketingtext oder das Interview für einen Fachartikel geht. Auch in den Unternehmen scheint also der Frauenanteil erheblich zu sein.

21 % Einkommensunterschied sind ein Mythos

Aber trotzdem scheinen Frauen im Durchschnitt weniger zu verdienen als Männer. Das sagen zumindest gut informierte Kreise, wie die OECD, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung und das Statistische Bundesamt. Diese Institutionen veröffentlichen jedes Jahr einen „unbereinigten Lohnvergleich“. Aus dem geht hervor, dass der durchschnittliche Gender Pay Gap zwischen Männern und Frauen derzeit 21 % beträgt.

Das klingt zwar statistisch eindeutig und wird in den Medien gerne als ein Skandal hingestellt, den man unbedingt beseitigen muss. Dabei sagt diese Zahl nichts, aber auch gar nichts aus.

Ein völlig anderes Bild ergibt sich nämlich, wenn man einen „bereinigten“ Lohnvergleich anstellt. Das heißt, wenn man ausschließlich solche Gehälter vergleicht, die auf dem gleichen Bildungsniveau, der gleichen Berufserfahrung, der gleichen Tätigkeit in der gleichen Branche und der gleichen Arbeitszeit beruhen. Hier kommen nämlich ganz andere Zahlen heraus. Und die liegen irgendwo zwischen 6 % und 12 %.

Es gibt sogar Berechnungen, die zu einem völlig anderen Schluss kommen. So hat zum Beispiel die Vereinigung der Bayrischen Wirtschaft errechnet, dass bei jüngeren Männern und Frauen statistisch überhaupt kein Gender Pay Gap nachweisbar ist. Ja, es wurde sogar nachgewiesen, dass Frauen mit hohem Bildungsabschluss gegenüber den Männern sogar einen leichten Lohnvorteil haben.

Der gerne publizierte Gender Pay Gap ist also weitgehend ein Mythos. Anders gesagt: Wer weniger verdient, ist entweder schlechter qualifiziert, arbeitet weniger oder hat schlicht und einfach den falschen Beruf gewählt.

Männer und Frauen sind eben nicht gleich

Außerdem gibt es ein paar Unterschiede zwischen Mann und Frau, die man nicht wegdiskutieren kann und die einen ganz entscheidenden Einfluss auf das Lebenseinkomnmen haben. Kinder bekommt nun mal nur eine Frau. Damit ist meist sie es, die eine Babypause macht und sich längere Zeit aus dem Arbeitsleben zurückzieht. Und wenn mehrere Kinder zeitlich dicht aufeinander folgen, können da schon ein paar Jahre Berufsausstieg zusammenkommen. Das hat natürlich Folgen, denn während der beruflichen Auszeit verändert sich die Arbeitswelt und wer jahrelang nicht Teil davon war, wird entsprechend schwer haben, wieder im alten Beruf Fuß zu fassen.

Das ist durchaus ein Nachteil für die Frauen. Aber der ist rein biologischer Natur und hat nichts mit ungerechter Bezahlung zu tun. Eine Lücke in der beruflichen Entwicklung bleibt eben nicht ohne Folgen und wirkt sich meist nachteilig auf die Karriere aus. Außerdem lässt sich eine gehobene Position nur selten mit den familiären Verpflichtungen einer Mutter vereinbaren. Wer Karriere machen will, muss eben bereit sein, sich ganz besonders für den Job zu engagieren und auf den geregelten Feierabend zu verzichten, wenn es darauf ankommt.

Nicht nur Angestellte verdienen Geld

Wer bei der ganzen Debatte um ungleiche Einkommen zwischen Männern und Frauen komplett ausgeklammert wird, sind die Freiberufler und Selbstständigen. Alle Statistiken beziehen sich nämlich ausschließlich auf abhängige Beschäftigungsverhältnisse. Löhne kann man eben bequem vergleichen und die Unternehmen sind dazu verpflichtet, das Datenmaterial dafür gratis zu liefern. Die Einkommen von Selbstständigen und Freiberuflern hingegen sind weitgehend ein statistisches Niemandsland.

Es gibt lediglich einige lückenhafte Erhebungen, aus denen hervorgeht, dass die meisten Unternehmensgründer noch immer Männer sind. Das hat ganz bestimmt nicht mit ungleichen Chancen zu tun. Sondern eher mit psychologischen Gründen oder mit den bereits oben angesprochenen biologischen Zusammenhängen. Aber wenn es Frauen erst einmal geschafft haben, dann sind sie meist nicht weniger erfolgreich als Männer.

Anders denken, anders handeln

Frauen sind nicht dümmer als Männer. In der Schule haben sie meist die besseren Noten und auch an der Uni liefern sie nicht selten die besseren Ergebnisse ab. Und doch sind Männer und Frauen nicht gleich. Gleichwertig natürlich, aber nicht gleich, was ihre Eigenschaften, Sichtweisen und Vorgehensweisen angeht. Frauen haben lieber mit Menschen statt mit Technik und Maschinen zu tun. Sie suchen im Job nicht einfach Geld und Karriere, sondern vor allem Zufriedenheit, ein angenehmes Arbeitsklima und ein hohes Maß an Identifikation.
Nach einer Catalyst-Studie wechseln Frauen daher nur selten den Job, weil es anderswo mehr Geld gibt. Sondern weil sie mit den Rahmenbedingungen nicht zufrieden sind. Ja, sie nehmen sogar ein geringeres Einkommen in Kauf, wenn das ganze Drumherum stimmt.

21 % Gender Pay Gap sind also nur ein theoretischer Wert mit geringer praktischer Relevanz. Nicht nur aus dem Grund, dass hier nicht Gleiches mit Gleichem verglichen wird. Sondern auch, weil hier die grundlegenden Unterschiede zwischen Mann und Frau unberücksichtigt bleiben. Außerdem hat nicht zwangsläufig derjenige das bessere Leben, der das höhere Einkommen hat. Sondern, wer es schafft, das bessere Gleichgewicht zwischen Leben und Arbeiten herzustellen.