Gegenderte Texte? Mit mir ganz bestimmt nicht!

Sprache verändert sich ständig: Neue Begriffe tauchen auf, andere verschwinden, Bedeutungen verschieben sich, Idioms entstehen und geraten wieder in Vergessenheit. Sprache ist auch nicht logisch: der Rhein, aber die Donau, die Frau, der Mensch und das Kind. Problematisch wird es allerdings, wenn Ideologen versuchen, Einfluss auf die Sprache zu nehmen. Dann sollte man aufhorchen, aufpassen, sich wehren. 

Das Studienfach Gender Studies gibt es noch nicht allzu lange und ich frage mich immer wieder, wer das eigentlich studiert und vor allem: warum. Wer braucht so etwas? Und vor allem, wie will man damit Geld verdienen?

Als ich noch Kind war, war die Welt noch herrlich in Ordnung. Mama war zu Hause und kümmerte sich um alles. Papa sorgte für das Geld und war selten da. Ich war ein Junge und wusste: alle Mädchen sind doof. Der Junge bin ich geblieben. Die Einstellung zu den Mädchen hat sich irgendwann verändert und heute schätze ich es sehr, ein weibliches Wesen an meiner Seite zu haben. 

Natürlich weiß ich, dass es Männer gibt, die auf Männer stehen. Das kann ich zwar nicht wirklich verstehen, aber ich kann damit leben. Bei Frauen ist es genauso: Ich frage mich weshalb, aber es ist eben so, wie es ist. Nur wenn man schon den Kindern im Kindergarten weismachen will, das Geschlecht sei lediglich ein “gesellschaftliches Konstrukt” und jeder sei frei, sich selbst zu entscheiden, ob er lieber Mann, Frau oder irgend etwas dazwischen sein will, lange ich mir an den Kopf. 

Dieselben Leute, die solches verqueres Zeug glauben, stecken auch hinter dem, was man heute “gendergerechte Sprache” nennt. Und da es sich bei ihnen vor allem um Frauen handelt, geht es ihnen vermutlich in erster Linie darum, das weibliche Geschlecht irgendwie in den Vordergrund zu bringen. 

Was sie nämlich stört, dass es immer irgendwie männlich klingt, wenn etwas gesagt wird, das sich sowohl auf Männer als auch auf Frauen bezieht. Wenn da zum Beispiel nur „Zuhörer“ steht und sowohl männliche als auch weibliche Menschen gemeint sind. Oder wenn mit „sehr geehrte Kunden“ sowohl Männer als auch Frauen angesprochen werden. Es sollte daher unbedingt „sehr geehrte Kundinnen und Kunden“ heißen, so ihre Überzeugung. Eine Sprachregel, die sie zumindest bei Behörden schon durchsetzen konnten. Aber bei Behördenschreiben ist das eigentlich egal. Die versteht ohnehin niemand. 

Bei allen anderen Texten hingegen ist es nur lästig. Durch solche Sprachregelungen werden Texte unnötig in die Länge gezogen und damit schwerer lesbar. Und das nur, um auf Selbstverständlichkeiten hinzuweisen, von denen die Leser ohnehin ausgehen. Wenn es um ein Theaterstück geht und da steht, „die Zuschauer zeigten sich begeistert“, dann weiß jeder, was gemeint ist. Jeder geht ganz selbstverständlich davon aus, dass sich nicht nur Männer, sondern auch Frauen im Publikum befanden. Einen ausdrücklichen Hinweis auf die Anwesenheit beider Geschlechter erwartet der Leser eigentlich hier nicht. Das muss man ihm nur dann sagen, wenn es einen speziellen Grund gibt, extra darauf hinzuweisen.

Sprache war noch nie logisch und konsequent. Warum heißt es die Frau, der Mann und das Kind? Warum ist es der Rhein aber die Donau? Sprache muss man so nehmen wie sie eben ist, denn sie hat viel mit Gewohnheiten zu tun und geht oft von Annahmen aus, die schlicht vorausgesetzt werden. „Die Zuschauer“ deutet also darauf hin, dass es viele sind und es spielt in diesem Augenblick keine Rolle, ob es sich dabei um Männer, Frauen oder Kinder handelt. Wobei auch die Gender-Fanatiker nicht wirklich logisch sind. Immerhin bestehen sie ausdrücklich darauf, dass es nicht nur männliche und weibliche Menschen gibt, sondern auch solche, die sie als „divers“ bezeichnen. Also müsste es konsequenterweise heißen „Zuschauer, Zuschauerinnen und Diverse“. Aber das ist wohl selbst den Gender-Fanatikern etwas zu übertrieben. 

Diese penetrante Genderisierung der Sprache löst vermutlich nicht nur bei mir, sondern auch bei der Mehrzahl meiner Mitmenschen Aversionen aus. Wobei die bisher genannten Beispiele ja noch recht harmlos sind. So richtig schlimm ist die Unsitte, selbst einzelne Wörter zu verhunzen, um auf Biegen und Brechen irgendwie das weibliche Geschlecht ins Spiel zu bringen. Zum Beispiel in der Form von „ZuschauerInnen“, „Busfahrer*innen“ oder Hundebesitzer/innen“. Diese Worte gibt es schlicht und einfach nicht. Großbuchstaben, Sternchen oder was immer mitten im Wort kann man nicht lesen und machen daher auch keinen Sinn. Schließlich ist die schriftliche Sprache nichts anders als eine Reproduktion dessen, was wir normalerweise mit dem Mund aussprechen. 

Solche Wortungetüme sind nicht nur Stolperfallen für das lesende Auge. Sie sorgen auch für zusätzliche Verständigungsprobleme. Ein Wort wie „ZuschauerInnen“ im geschriebenen Text kann man eben nur als „Zuschauerinnen“ auszusprechen und plötzlich sind die Männer zumindest akustisch völlig ausgeklammert. 

Wobei ich unterstelle, dass das durchaus Absicht ist. Die Gender Studies sind schließlich aus dem Feminismus heraus entstanden. Es handelt sich also hier nicht um eine ernstzunehmende Wissenschaft, die wirklich etwas erforschen will. Es geht vielmehr um die politische Zielsetzung, auf die Gesellschaft Einfluss zu nehmen und die soll offensichtlich um jeden Preis verwirklicht werden. 

Ich wehre mich dagegen und höre mittlerweile umgehend mit dem Lesen auf, wenn mir ein Sternchen mitten im Wort begegnet. Sorry, liebe Behördenschreiber. Eure Briefe landen bei mir einfach im Papierkorb. Genau wie die Texte von all den Verlagen, die meinen, im Strom mitschwimmen zu müssen, auch wenn sich ihre Leser ständig über Texte ärgern, die man einfach nicht vernünftig lesen kann.